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  • hannahhertzberg

Zurück in Thessaloniki

Hallo zusammen!


Nach einer kleinen Weihnachtspause in Berlin bin ich nun seit Anfang Januar wieder in Thessaloniki!


Das neue Jahr wurde bei NAOMI traditionell mit einer Vasilopita, einem Neujahrskuchen, gestartet. Eine Vasilopita ist ein runder Hefekuchen, meist verziert mit einem Schriftzug, der ein frohes neues Jahr wünscht, in den eine Goldmünze eingebacken wurde. Nachdem die Vasilopita gesegnet worden ist, wird sie unter allen Familienmitgliedern aufgeteilt. Diejenige Person, die die goldene Münze im Kuchenstück wiederfindet, kann sich auf ein besonders glückliches neues Jahr freuen. Das Anschneiden der Vasilopita ist ein traditioneller Brauch in ganz Griechenland, der nicht nur in Familien, sondern auch in Freundeskreisen, auf der Arbeit oder im Sportverein zu Beginn des neuen Jahres gefeiert wird.



Die Vasilopita ist nach dem Heiligen Vassilios benannt, dem Schutzheiligen der Kinder, der in Griechenland außerdem eine ähnliche Rolle wie der Weihnachtsmann hat und den Kindern jedes Jahr zu Neujahr Geschenke bringt. Der Brauch der Vasilopita ist während der Bischofsamtszeit des Hl. Vassilios in Caesarea entstanden. Die Legende sagt, dass eine Steuererhöhung, erhoben durch einen römischen Verwalter, Vassilios dazu veranlasste, die reichen Bürger der Stadt zu bitten, den Anteil der Armen zu übernehmen. Die Wohlhabenden gingen dieser Bitte nach und beeindruckten damit den römischen Verwalter so sehr, dass er den Steuerteil der ärmeren Bevölkerung erließ. Daraufhin ließ der Hl. Vassilios die übriggebliebenen Goldmünzen in viele Kuchen backen, welche anschließend unter der bedürftigen Bevölkerung aufgeteilt wurden. Seit diesem Zeitpunkt wird jedes Jahr am Todes- und Gedenktag des Hl. Vassilios, eine Goldmünze in einem Gebäck versteckt.


So haben wir auch bei NAOMI eine Vasilopita angeschnitten. Doch es erhält nicht jede Person willkürlich ein Kuchenstück, auch beim Anschneiden der Vasilopita gibt es traditionelle Regeln. Nach dem Segnen des Hefekuchens, wird er geviertelt, sodass ein Kreuz entsteht. Anschließend wird das erste Stück geschnitten, dieses ist der Welt gewidmet. Befindet sich die Münze in diesem Stück, bringt sie allen Menschen der Erde Glück im neuen Jahr. Das zweite Stück geht an das Haus. Wenn die Münze darin gefunden wird, beschert sie allen Hausbewohner*innen, also allen Familienmitgliedern, beziehungsweise allen Arbeitskolleg*innen oder Mitgliedern des Sportvereins Glück. Danach bekommt die älteste Person ein Stück der Vasilopita und anschließend werden die übrigen Stücke im Uhrzeigersinn verteilt, dabei werden auch nicht anwesende Personen, die eigentlich zur Familie, zu den Kolleg*innen oder zum Verein dazugehören, berücksichtigt. Bei der Verteilung der Stücke unterscheiden sich die Bräuche von Familie zu Familie und Ort zu Ort leicht, bei NAOMI lief es aber wie oben geschildert ab. So warteten alle gespannt Stück für Stück, bei wem sich die Münze wohl befinden würde. Als Julia und ich schließlich an der Reihe waren, stieß das Messer genau zwischen unseren beiden Stücken auf die Münze - also ganz viel Glück für uns 2022!



Auch beim Kickboxen gab es eine große Vasilopita, da hatten wir leider nicht ganz so viel Glück. Die Münze wurde aber im Kuchenstück für das Haus, also das Kickboxing-Studio gefunden, sodass wir uns alle freuen konnten!


Abgesehen vom spannenden Aufschneiden der Vasilopita, sind die vergangenen Wochen bei NAOMI eher ruhig verlaufen. NAOMI befindet sich zurzeit in einer kleinen Umbruchphase, da zum Februar einige neue Mitarbeitende eingestellt werden, neue Projekte starten sollen und eine Vergrößerung der Räumlichkeiten geplant ist. Die Nähkurse und Workshops fanden daher leider nicht statt, weshalb ich hauptsächlich in der Produktion gearbeitet habe. Es gab viele Hosen zu kontrollieren und zu bügeln, alte Etiketten abzutrennen und Gummis zuzuschneiden. Diese Arbeit wird zwar auf Dauer ein wenig eintönig, aber ich habe viele spannende Hörbücher auf Spotify entdeckt, mit denen die Arbeit sehr viel angenehmer wird. Ich kann euch die Bücher "Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten" von Alice Hasters, "Why we matter" von Emilia Roig und "Alte weiße Männer: Ein Schlichtungsversuch" von Sophie Passmann empfehlen. Die ersten beiden Bücher beschäftigen sich maßgeblich mit dem Thema Rassismus und erklären wie Rassismus, Diskriminierung und Sexismus miteinander wirken. Das dritte Buch beschäftigt sich mit Themen wie Feminismus und Sexismus, aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Alle drei Bücher gibt es ungekürzt auf Spotify zu hören, es macht sicherlich aber auch großen Spaß sie zu lesen. Sie sind interessant, augenöffnend und regen zum Nachdenken an. Ich kann euch wärmstens empfehlen mal reinzuhören oder -lesen!



Neben der Produktionsarbeit habe ich in den vergangenen Wochen Beiträge für die Social Media Accounts von NAOMI gestaltet. Unter anderem habe ich Fotos für Instagram und den NAOMI-E-Shop gemacht und einen Facebook-Eintrag zum Abschied einer Nählehrerin vorbereitet, für den ich ein Video zusammengeschnitten habe (hier die Links zu NAOMI's Social Media und dem E-Shop: Facebook https://www.facebook.com/NAOMIPROJEKT1 , Instagram https://instagram.com/naomi_thessaloniki?utm_medium=copy_link , E-Shop https://shop.naomi.gr.)



Außerdem geht mein Deutschunterricht mit Zakia natürlich weiter! Zurzeit beschäftigen wir uns mit dem Perfekt und wieder einmal muss ich feststellen, wie viele Unregelmäßigkeiten und Schwierigkeiten es in der deutschen Sprache gibt! Neben etlichen unregelmäßigen Partizipien, die man schlichtweg auswendig lernen muss, scheint es in vielen Fällen oft willkürlich, ob das Perfekt eines Verbs mit "haben" oder "sein" gebildet wird. Zum Beispiel steht das Wort "fahren" im Perfekt mit "sein" - ich bin gefahren. So auch "abfahren", "losfahren" oder "mitfahren". Auf den ersten Blick wirkt es als gäbe es die Regel: Alle Verben der Wortfamilie "fahren" bilden ihr Perfekt mit "sein". Aber es gibt leider auch Fahren-Verben wie "verfahren" oder "überfahren", deren Perfekt mit "haben" steht. Und das es noch nicht alles: Manche Verben können je nach Kontext im Perfekt sowohl mit "haben" als auch mit "sein" stehen. So kann ich sagen "Ich habe gefroren", wenn mir kalt war. Wenn ich aber den Zustand eines vereisten Sees beschreibe, heißt es "Der See ist gefroren".

Trotz der vielen kleinen Gemeinheiten des Perfekts ist Zakia weiterhin sehr motiviert und wir haben viel Spaß beim Deutschunterricht!



Aufgrund von Corona waren die vergangenen Wochen auch außerhalb der Arbeit etwas ruhiger - aber ich habe trotzdem viel Schönes erlebt: Von entspannten Filmabenden, über spannende Tennismatches, nette Café- und Bar-Besuche, sonnige Spaziergänge an der Promenade, leckere Kochabende mit Julia, lesen und häkeln bis hin zu einem besonderen Highlight - Skifahren in Seli.



Wer hätte schon gedacht, dass ich in Griechenland Skifahren würde? Mit einem Reisebus sind Julia, Kiki, ein befreundeter ERASMUS-Student, Hannah und Jakob, zwei Freiwillige vom Deutschen Roten Kreuz und ich in aller Frühe um 6.15 Uhr mit einem Reisebus nur 1 1/2 Stunden ins verschneite Seli gefahren. Nach einiger Wartezeit hatten wir dann unsere Skier und Snowboards geliehen; Schneehosen und -jacken hatte Julia und ich zuvor sehr günstig Secondhand geshoppt und mit Handschuhen hatte Kiki und aus seiner WG versorgt. Und dann ging es bei herrlichem Sonnenschein und perfekten Schneebedingung auf die Piste - ein sehr schöner Tag!



Nächste Woche geht es für Julia und mich aufs Zwischenseminar nach Katerini. Leider kann das Seminar aufgrund von Corona nur online stattfinden. Wir freuen uns aber trotzdem schon auf unsere kleine Reise nach Katerini, wo wir gemeinsam mit einer anderen Freiwilligen unsere Seminarwoche verbringen werden. Aber darüber dann mehr in meinem nächsten Blog-Eintrag...


Bis dahin, ganz liebe Grüße aus Thessaloniki!


Eure Hannah

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